Erzbischof Thissen: “Atheisten wollen oft nicht, dass andere glauben” …
Nunja, mir persönlich – als bekennendem Atheisten – ist es relativ schnuppe ob jemand glaubt oder nicht. Im Grunde sind Christen (Katholiken oder nicht) auch Atheisten, denn von allen möglichen Gottheiten glauben sie nur an eine. Wenn diese Christen also verstehen warum sie selber alle anderen möglichen Gottheiten verwerfen, werden sie eventuell beginnen zu verstehen warum ich die ihrige auch verworfen habe.
Aber zurück zum Thema. Solange mich Christen nicht zu missionieren versuchen, juckt mich das alles relativ wenig. Sollen sie doch ruhig glauben woran sie wollen. Gilt übrigens auch für alle anderen Religionen: lasst mich damit in Ruhe und zwingt mir im öffentlichen Leben nicht den Quatsch auf und schon haben wir ein friedliches Beieinander.
Leider scheint aber das Gegenteil von “Atheisten wollen oft nicht, dass andere glauben” der Fall zu sein, nämlich: “Christen wollen fast immer, dass andere an den Gott Abrahams glauben”. Wie gesagt, solange sie nicht mich missionieren ist mir das relativ schnuppe, bis auf zwei Sonderfälle:
- Indoktrination von Kindern mit dem christlichen Weltbild, inklusive Angst vor Hölle, Erbsünde und dem ganzen anderen Schmarrn. Ich meine hier insbesondere kirchliche Schulen und Kindergärten, will es jedoch nicht auf diese allein beschränken. Nicht zu vergessen, dass die Kinder ja nicht angehalten sind die Quellen zu studieren, sondern vielmehr bestimmte Facetten eingetrichtert bekommen. Kann man allerdings auch wieder verstehen, denn Kinder dürfen ja auch keine Horrorfilme gucken, warum sollten sie also bspw. das Alte Testament allein studieren 😉 … Man sieht das als Atheist immer sehr gut im Gespräch mit sogenannten christlichen Gläubigen aller Couleur, welche oft deutlich weniger bibelfest sind als die Atheisten selber. Einzige bemerkenswerte Ausnahme sind hier die Zeugen Jehovas, wobei mit denen dann in Diskussionen immer der Kreationismus durchgeht …
- Behauptung des sozialen Engagements der Kirchen – nicht zu verwechseln mit dem sozialen Engagement von gläubigen Menschen – Behauptung der Verwendung der Kirchensteuer für diese sozialen Zwecke, Unterschlagung des weitaus größeren Beitrags der Gemeinschaft zu diesen sozialen Dingen unter Schirmherrschaft der Kirchen in öffentlichen Diskussionen, bei gleichzeitigem Missbrauch der eigenen Position gegenüber Menschen in einer Notlage zu deren Indoktrination und Diskriminierung sozial engagierter Atheisten und Andersgläubiger in derlei “kirchlichen Einrichtungen” (die dennoch großteils von jedem Steuerzahler finanziert werden).
So gesehen hat der Bischof ganz recht mit seiner Ansicht, dass Atheisten oft genau dann nicht wollen dass andere glauben, wenn dieser Glaube eigentlich eine Indoktrination nicht gefestigter Persönlichkeiten oder von Personen in Notlage betrifft …
Da die katholische Kirche natürlich gerade bei diesen Methoden eine laaaange Tradition und Erfahrung hat, sieht sie sich natürlich ihrer Pfründe beraubt, wenn Atheisten genau diese Indoktrination verurteilen und bekämpfen. Dumm gelaufen, denn: das Wohl der Kinder geht uns alle an. Ich will nicht dass die Kinder nach irgendeiner Ideologie erzogen werden. Dazu gehören erst einmal alle -ismen und somit eben auch Protestantismus und Kaholizismus. Wenn ihr – die Kirchen – es schafft gestandene und gefestigte Persönlichkeiten im Erwachsenenalter von eurem Glauben zu überzeugen, so sei dem so. Ich bin mir sicher, dass ihr damit noch immer reiche Beute einfahren werdet … oder sagt man bei euch Fang? Ihr wisst schon, wegen dem Fisch als Symbol der Christen und Simon Petrus dem Fischer und so weiter?! …
Noch ein Tip an den katholischen Kuttenträger Thissen: Atheisten müssen sich überhaupt nur dann gegen den Glauben entscheiden, wenn sie jemals zuvor durch Indoktrination zum Glauben gekommen wurden. Meist geschieht das in frühester Jugend oder unter Ausnutzung von Notlagen beziehungsweise Ausnutzung von Bildungsmangel. Wobei die katholische Kirche bei letzteren beiden in der Vergangenheit oft selbst mit gewaltsamen Mitteln nachhalf beziehungsweise in Afrika noch heute Dinge wie Kondome mit nachweislich falschen Behauptungen verteufelt (ganz groß war da der polnische Papst). Ich musste – dank meiner Eltern – zum Glück nie durch diese “Entscheidungsphase” gehen, da meine Eltern mich nicht in frühester Jugend indoktriniert haben und auch gesellschaftlich nie der Zwang existierte sich einer Religion anzuschließen.
Zum restlichen Geschwurbel Seiner Exzellenz lasse ich mich dann lieber nicht weiter aus. Vor allem in Hinblick auf die Lage hier auf Island (Wikinger, anyone?), die seinen im letzten Absatz beschriebenen Aussagen Hohn spricht. Immer wieder schön ist in diesem Zusammenhang die Geschichte des letzten katholischen Bischofs auf Island bis zum zwanzigsten Jahrhundert, Jón Arason.
// Oliver