… Politikerneusprech für das blanke Gegenteil, nämlich sich nach einem begangenen Fehler durch Rücktritt aus der Verantwortung zu verabschieden statt durch Schadensbegrenzung und Wiedergutmachung wirklich Verantwortung zu übernehmen.
Menschen machen Fehler. Politiker sind Menschen 1, auch wenn sie sich vielfach selbst für etwas besseres — insbesondere etwas besseres als ihre Wähler — halten. Dementsprechend machen Politiker Fehler. Nun ist es so, daß mensch zumeist aus Fehlern lernt. Nehmen wir einmal spaßeshalber an, jemand hätte tatsächlich einen Fehler bei der Einschätzung der Gefährdungslage 2 gemacht, dann wäre es doch logisch denjenigen aus seinem Fehler lernen zu lassen und Maßnahmen zu ergreifen die bei einer ähnlichen Folgeveranstaltung zu einer Verbesserung der Sicherheitslage führen. Und vor allem denjenigen bei Schadensbegrenzung und Wiedergutmachung in die Pflicht zu nehmen.
Stattdessen fordert man seitens der CDU nun von Olaf Scholz zurückzutreten.
Das ist einfach nur Opportunismus allerunterster Schublade seitens des jeweiligen politischen Gegners. Wenn ich diesen Neusprech höre, fällt mir jedesmal auf, daß man nicht genug fressen kann um soviel zu kotzen wie man es ob dieser Forderungen will. Und das gilt auch wenn derjenige welcher die “Verantwortung übernehmen” soll der CDU oder einer anderen Partei angehört. Scholz ist einzig ein aktuelles Beispiel.
Ein Rücktritt führt einzig dazu, daß ein anderer den Posten übernimmt. Oder wie es meine Großmutter immer so schön paraphrasierte: Die Schweine wechseln, nur der Trog bleibt der gleiche.
Insofern sich der Amtsinhaber bereits einen Pensionsanspruch erarbeitet hat 3, ist ihm auch einzig die Macht zum aktiven Gestalten genommen; der Pensionsanspruch ist davon ja unberührt.
Also, liebe Politiker: Verantwortung übernehmen heißt nicht Rücktritt. Verantwortung heißt Fehler zu erkennen, einzugestehen und daraus zu lernen — vorzugsweise indem man die entsprechende Kursänderung vornimmt. Etwas wozu ihr allerdings parteiübergreifend schon seit langem nicht mehr in der Lage zu sein scheint. Anders kann man sich kaum erklären, daß der Politikbetrieb in unserer sogenannten repräsentativen Demokratie schmeichelnd umschrieben ist, wenn man davon spricht, daß das Wahlvolk alle vier Jahre über den Zugführer des Zuges abstimmen darf, der unaufhaltsam auf den Abgrund zusteuert — denn der Kurs ist bekanntlich alternativlos.
// Oliver
- … bis auf die Reptiloiden in den allerhöchsten Ämtern natürlich 😉 … [↩]
- zum G20-Gipfel [↩]
- Bei einem Bürgermeister kann man eher von Arbeit sprechen als bei diversen selten anwesenden Parlamentsabgeordneten [↩]