Gruselig: 2030 – Aufstand der Alten

Eine fiktive Dokumentation auf ZDFinfokanal (nicht ZDF, siehe Kommentar unten).

Unbedingt anschauen! Laut Mediathek wird am 2011-01-09 um 20:00 (dt. Zeit) gesendet.

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8 Responses to Gruselig: 2030 – Aufstand der Alten

  1. Meflin says:

    Also laut Fernsehprogramm, EPG und der ZDF-Webseite kommt da heute übereinstimmend “Familiengeheimnisse”…

    Also eher direkt den Mediathek-Link verbreiten 😉

  2. Oliver says:

    Moin, jfheins wies darauf hin, daß es auf ZDFinfokanal, nicht ZDF kommt.

  3. Michael says:

    Läuft gerade auf dem ZDF. Ich finde aber, da fehlt etwas der Rote Faden oder die Handlung. Und ich finde die Mischung aus Reportage und Spielfilm eher etwas verwirrend.

  4. Mathias says:

    Die NachDenkSeiten haben für diesen Film und für seinen Nachfolger (“2030 – Aufstand der Jungen”) wenig schmeichelhafte Worte. 😉

  5. Oliver says:

    @Mathias: lalalalangweilig fällt mir nur ein bei dem Beitrag zum ersten Teil auf den NachDenkSeiten. Vielleicht sollten die ihrer Webseite nen anderen Namen geben, statt dieses plakativen Etiketts ohne Grundlage 😉

    Ernsthaft mal. Wenn man so eine fiktive Doku schaut, muß man sich darauf einlassen können. Und es ist ja wohl klar daß es exakt so ohnehin nicht kommen wird. Es ist aber durchaus ein denkbares Szenario, so oder eben variiert. Schon heute gibt es Rentner die in den warmen Süden ziehen und dort weiter ihre Rente beziehen. Das hätte man mit ein wenig Nachdenken auch durchaus merken können 😉

    Aber dann mal zu den Aussagen, oder?

    Sie können sich gemäß den heute gängigen Parolen von der armutsabsichernden Grundrente nur vorstellen, dass die Rente bis 2030 nur auf 560 Euro gestiegen ist.

    Was denkt denn der Autor, würden 560 EUR nach immerhin 23 Jahren (seit 2007) in 2007er Euro wert sein? Und dazu können wir auch getrost die Wirtschaftskrise seit 2008 aus der Betrachtung streichen und uns nur den normalen Geldwertverfall anschauen.

    Wenn wir also annehmen daß hier der Einfachheit halber mit 2007er Euros argumentiert wurde, oder einer nur leicht abgewerteten Währung, dann macht es wieder Sinn.

    Und in ihrer unkritischen Distanz zu einem zunehmend ausbeuterischen Kapitalismus […]

    Unkritische Distanz? Hat der Mensch sich nur den Trailer angeguckt?

    An dieser Fiction ist so viel Wahres dran: So könnte es in Deutschland zugehen, wenn der derzeit herrschende libertäre Zeitgeist die Oberhand behält.

    Allerdings. Und seit der Erstausstrahlung 2007 wurden ja bekanntlich die Weichen gestellt um von diesem Zeitgeist wegzukommen 🙄

    Geht es etwa den Menschen heute in einer Gesellschaft mit einer zurückliegend sehr viel höheren Steigerung der Lebenserwartung denn so schlecht, wie uns das dieser Film bei einer weitaus geringeren Alterung bis 2030 weismachen will?

    Schlechter wenn man es sich relativ zur Größe des “Kuchens” anschaut oder wenn man in absoluten Zahlen mißt? Vielleicht sollte man auch dabei mal nicht nur auf Deutschland gucken sondern auf die globale Situation, denn es geht in der Tat vielen Menschen viel schlechter. Nicht zuletzt wird hier nicht betrachtet daß seit Anfang der 1970er keinerlei Bindung der Währungen an Edelmetalle (oder andere nicht beliebig vermehrbare Güter) mehr besteht. Und Politiker haben das schnell begriffen. Man kann Geld beliebig vermehren (und da sind sich dann auch die Politiker in der ganzen EU einig, wenn sie sonst auch lieber streiten) und tut es auch in dem Vertrauen daß es ewig so weitergehen wird. Kurzer Hinweis von den Realisten: es geht nicht ewig weiter.

    Was man dem Drehbuch aber vorwerfen muss, das ist, dass es daraus eine Katastrophendarstellung macht, die überwiegend darauf beruht, dass die Story ausschließlich auf die Zunahme der Älteren aufbaut, ohne auch nur einen einzigen anderen Faktor, der sich in den kommenden Jahrzehnten genauso verändern wird, auch nur zu erwähnen.

    Wie sagt man im Englischen so schön? Form follows function. Vielleicht hätte der Kritiker es auch so betrachten sollen statt klischeehaft auf einen breitentauglichen Film einzuprügeln wie man es von den selbstverliebten Intellektuellen oder aus dem Feuilleton kennt.

    Abgesehen von dieser allgemeinen Kritik an der Kritik kann ich nicht erkennen inwieweit der Film auf dem Anwachsen der alten Population aufbauen soll. Das kann man vielleicht hinein interpretieren, wird aber im Film nicht in den Vordergrund gestellt. Abgesehen davon wächst die Anzahl der Alten seit Jahren überproportional. Da ist es egal ob die Statistiker von nur sechs Jahren oder von drei oder zehn ausgehen. Die Rente wird beispielsweise in ihrer jetzigen Form nicht haltbar sein.

    All jene Hartz-IVler die jetzt “aufstocken” müssen oder komplett erwerbslos sind, werden als Hartz-IV-Rentner weiter aufstocken müssen und so die Sozialsysteme belasten. Wie kann man da realistisch betrachtet davon ausgehen daß in einem nur halbwegs überschaubaren Zeitraum von zwanzig bis dreiundzwanzig Jahren die Rente haltbar sei …?

    […] ohne auch nur einen einzigen anderen Faktor, der sich in den kommenden Jahrzehnten genauso verändern wird, auch nur zu erwähnen.

    Viele der an dieser Stelle folgenden Faktoren waren implizit gegeben, wohingegen der so herausgestellte Faktor des Anwachsens der Alten im Film nicht so herausgestellt wurde wie uns hier jemand weismachen will.

    Könnte dann nicht jeder ein Stück mehr [vom Kuchen] haben?

    An dieser Stelle fällt es mir schwer den Autoren weiter ernstzunehmen. Allerdings würden mich die Namen der psychoaktiven Substanzen interessieren, die zu einer so positiven Sicht auf die Wirklichkeit verhelfen.

    Wann in der Geschichte wurde denn der “Kuchen” einmal langfristig gerechter aufgeteilt? Kann man bei der derzeitigen (und auch damaligen, der Beitrag ist schließlich auch von 2007) Lage auch nur annähernd davon ausgehen daß sich etwas ändert? Während die Leute sich weiter verblöden (lassen) und der Desinformationsgesellschaft anheimfallen, packt es sie ganz unmotiviert und sie rappeln sich zu einem gesellschaftlichen Umbruch zugunsten der Allgemeinheit auf? Um es mit Pispers zu sagen: “Drogen müssen da kreisen”.

    Aber solche solche triviallogischen Überlegungen würden ja nur die Dramatik des Films stören, ja sogar der Lächerlichkeit preisgeben. Die Dokumentation würde sich als völlig irreale Posse herausstellen.

    Irreal? Allerdings. Es handelt sich schließlich um Fiktion. Aber genau wie bei anderen Fiktionen aus der Vergangenheit treten einige Dinge ein und andere noch nicht oder nie. Und daß der Autor hier die Dramaturgie eines Films als Notwendigkeit sieht, grenzt schon fast an ein Wunder, so herablassend wie der Rest des Beitrags, unbesehen des fiktiven Charakters des Films, geschrieben wurde …

    Das alles hätte ein Werbefilmer der Versicherungswirtschaft nicht besser machen können. Insofern ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Drehbuchautor und Regisseur Lühdorff, bisher seine größten filmischen Meriten vor allem mit Werbespots eingesammelt hat. Er hat seine Ausbildung an der (Werbe-)Filmakademie Baden-Württemberg erhalten, und wie ein Werbefilm wirkt der „Aufstand der Alten“ auch auf weite Strecken.

    Von ad hominem fast zu ad personam in nur einem Absatz. Respekt!

    Man könnte jetzt den Schreiberling selbst auf den Prüfstand stellen. Da das aber in ähnlich billige Polemik abgleiten würde, lasse ich es einfach mal 😉

    Von Dramatik im Drama keine Spur.

    Vier Absätze weiter oben liest sich das noch so: Aber solche solche triviallogischen Überlegungen würden ja nur die Dramatik des Films stören, ja sogar der Lächerlichkeit preisgeben.

    Ja wie denn nun? Hat der Film Dramatik oder nicht? 🙄

    Mit eingeworfenen pseudointellektuellen Worthülsen wie “triviallogisch” tut der Autor weder sich noch seiner Glaubwürdigkeit als “Nachdenker” einen Gefallen.

    Damit wird aber aus einem schlechten Film eine unseriöse, ja geradezu perfide Propaganda für die private Vorsorge.

    Wobei der mit offensichtlicher Werbung und subtilem Product Placement tagtäglich konfrontierte Bürger ja hilf- und wehrlos wie ein Ossi 1990 dem propagandistischen Treiben gegenübersteht.

    Welche Alternative zur privaten Vorsorge sieht denn der Autor? An dieser Stelle wäre ich fast in einen Exkurs zum Thema Pensionsansprüche von Leuten im “Staatsdienst” abgeglitten. Puh, nochmal Glück gehabt 😆

    So wird aus einer Themenwoche zur demografischen Entwicklung eine Medienkampagne des ZDF für die private Alters- (und nebenbei auch für die private Zusatz-Gesundheits-) vorsorge, wie sie bisher einmalig ist im Deutschen Fernsehen.

    Siehe da. Jetzt kommt der Autor also, wie bei seinem vorigen thematischen Ausflug zu Frontal 21, zum Thema seiner “absolut objektiv” vorgetragenen “Filmkritik”, oder sagen wir: er kommt zu seiner Agenda. Es geht hier nicht allein um den Film, sondern um das Rahmenprogramm. Und da könnte man durchaus mitgehen, wenn man nicht bereits vorher an der herablassenden Formulierung verzweifelt ist und aufgegeben hat oder beim Lesen einschlief.

    Ab diesem Punkt im Text kann ich eigentlich nur noch zustimmen, obwohl unser (elfenbeinbewohnender?) Autor scheinbar die schon damals ersichtliche Parteilichkeit des mit der schönfärberischen Worthülse “ÖR” getarnten deutschen Staatsfernsehens, man möchte fast sagen treudoof, im Rahmen dieser Ausstrahlung aus dem Januar 2007 als Ausnahme abtut.

    Fazit für mich, wie bei anderen Filmen die von Kritikern verrissen wurden: angucken und selber nachdenken.

    // Oliver

    PS: den Verriss des Nachfolgers werde ich mir eventuell bei demnächst auftretender Schlaflosigkeit antun. Will es aber nicht versprechen.

  6. Mathias says:

    Natürlich kritisiert Wolfgang Lieb in erster Linie das “Rahmenprogramm”. Wenn ich die Beiträge auf den NachDenkSeiten zum Thema richtig interpretiere, gab es damals in mehreren Sendungen begleitende Berichterstattung, die offenbar die typische Verkaufsrhetorik von Versicherungsvertretern verbreitete. Quasi Lobbywerbung (politisch gefördert) im so genannten “unabhängigen öffentlichen Rundfunk”. (Die tatsächliche Unabhängigkeit des ÖR lasse ich mal beiseite.) Ich kann also schon verstehen, dass Lieb der Sache misstraut und Dinge anders interpretiert, als du es bspw. tust.

    Nur ein Beispiel: Lieb zufolge hat der damalige ZDF-Chefredakteur den Film anno 2007 wie folgt beworben:

    Der Film soll “aufklären”, “aufrütteln” und zeigen, “was uns erwartet, wenn der Anteil der älteren Bürger immer weiter steigt und der der jüngeren hingegen dramatisch sinkt”

    Du schreibst, dass du nicht erkennen kannst, inwieweit der Film auf dem Anwachsen der alten Population aufbauen soll. Das kann man vielleicht hinein interpretieren, wird aber im Film nicht in den Vordergrund gestellt. Wenn er aber so angekündigt wird, dann wird es eben auch Leute geben, die die entsprechenden Fragen stellen. So wie Lieb: Wenn das BIP trotz Bevölkerungsrückgang auf heutigem Niveau bleibt oder aufgrund höherer Produktivität sogar steigt, dann bleibt (rein rechnerisch!) tatsächlich für jeden ein größeres Stück vom Kuchen übrig… Wenn -und da kommst du!- es eine gerechte Verteilung geben würde. Es ist nicht falsch, was du schreibst. Im Gegenteil. Nur behauptet Lieb doch nirgendwo, dass der Kuchen mal gerecht verteilt worden wäre.

    Nimm das Sparprogramm der amtierenden schwarzgelben Bundesregierung. Als es vorgestellt wurde, war fast nur die Rede von sozialen Einschnitten für die Bevölkerung, usw. Als hätte es die Bankenrettung nie gegeben. Als hätte es die Zockerei an den Finanzmärkten nie gegeben! Eigentlich müssten Leute wie Ackermann jeden Morgen im Büßerhemd auftreten und öffentlich um Entschuldigung bitten. Stattdessen wurden die Arbeitslosen, Rentner und sozial Schwachen als Ziel des Zorns auserkoren (spätrömische Dekadenz).
    Wir sprechen hier über bewusst getroffene politische Entscheidungen. Der Ausbau des Niedriglohnsektors führt dazu, dass viele Menschen die notwendigen Sozialbeiträge nicht mehr aufbringen können. Natürlich ist so auf lange Sicht die gesetzliche Rente, Krankenversicherung, usw. nicht mehr zu halten. Auf der anderen Seite können sich diese Menschen nicht privat absichern. Von welchem Geld denn auch?
    Welches Weltbild haben Politiker und Vertreter der Wirtschaft, die die Verantwortung der Gesellschaft für die sozial Schwachen als “soziale Wohltaten” oder “soziale Hängematte” diffamieren, die man sich nicht mehr leisten könne.

    Aber ich schweife ab, sorry. Mein Fazit: Solche Filme wie “2030 – Aufstand der Alten” sind aufgrund ihrer Erzählweise sowieso immer der persönlichen Deutung unterworfen. Welche Absichten er hatte, wird dir nur Lühdorff selbst beantworten können. Ist es ein Werbespot für die private Vorsorge? Oder ist der Film Kritik am herrschenden System und greift deshalb die gängige Propaganda der Privatversicherer auf?

  7. Oliver says:

    Nur behauptet Lieb doch nirgendwo, dass der Kuchen mal gerecht verteilt worden wäre.

    Er scheint aber davon auszugehen, daß dies in der Zukunft passieren könne. Schaut man sich nur die Entwicklung in den letzten vier Jahren an, ist davon wohl eher nicht auszugehen.

    Eigentlich müssten Leute wie Ackermann jeden Morgen im Büßerhemd auftreten und öffentlich um Entschuldigung bitten.

    Das würde sicher vielen gefallen.

    Welches Weltbild haben Politiker und Vertreter der Wirtschaft, die die Verantwortung der Gesellschaft für die sozial Schwachen als “soziale Wohltaten” oder “soziale Hängematte” diffamieren, die man sich nicht mehr leisten könne.

    Ich hatte aber das Gefühl, daß auch dies angeprangert wurde.

  8. Mathias says:

    Lieb schreibt: “Könnte dann nicht jeder ein Stück mehr haben?”. Könnte ist nicht wird.
    Du hast doch auch nicht diese pessimistische Einstellung, dass du von vornherein sagst, es ändert sich sowieso nichts, oder?

    Lieb und Müller, die beiden Betreiber der NachDenkSeiten, haben in der Vergangenheit oft die ungerechte Verteilung des Vermögens in Deutschland kritisiert. Wenn sich daran etwas ändern soll, dann ist ein fast schon radikaler (diesmal im Sinn von “überraschend”, “unerwartet”, “entgegen der aktuellen Richtung der Politik”) Politikwechsel gemeint. Und das lässt sich mit den jetzigen Parteiführern nicht machen; egal ob SPD, Grüne, Linke oder CDU/CSU und FDP.
    Ich weiß nicht, was noch passieren muss, damit ein Umdenken einsetzt. Die politische Diskussion über die Kaputtsparerei der Bahn ist zwar schön, aber ich fürchte, das sind auch nur wieder mediale Nebelkerzen. Ich bezweifle, dass irgendein Politiker etwas daraus lernen wird.
    Selbst wenn, die andere Frage wäre, ob die umdenkenden Politiker die Möglichkeiten haben werden, sich gegen die Lobbygruppen und deren Interessen durchzusetzen. Das kann man meiner Meinung nach nur durch komplette Transparenz erreichen; sprich: Nebentätigkeiten inkl. gezahlter Summen auf Euro und Cent genau veröffentlichen (eigentlich eine Selbstverständlichkeit für vom Volk gewählte und bezahlte Vertreter), Sponsoring bei Bundes- und Landesfesten offenlegen, Parteispenden komplett offenlegen, alle Verträge zwischen Gemeinwesen und Privat veröffentlichen, usw. usf.

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