Die Esten, genauso wie einige Nationalisten in Finnland und anderen an Rußland angrenzenden Ländern äußern sich derzeit besorgt, daß “der russische Bär” seine Tatzen auch nach ihnen ausstrecken könnte. Wo aber sind die Parallelen? Eigentlich gibt es nicht viele, die nicht konstruiert erscheinen.
Während Georgien sich im April 1991 von der im Zusammenbruch befindlichen Sowjetunion lossagte, wurde “von innen” die Auflösung erst im Dezember 1991 beschlossen nachdem sich im August ’91 auch die Baltenstaaten losgesagt hatten. Südossetien hatte sich aber schon im August 1990 und Abchasien 1992 nach einem Unabhängigkeitskrieg mit Georgien für unabhängig erklärt. Eine solche kriegerische Auseinandersetzung gab es während der Loslösung der Baltenstaaten von der Sowjetunion nicht.
Genaugenommen ist also die Nichtanerkennung Südossetiens, welches sich schon vor der Unabhängigkeitserklärung Georgiens losgesagt hatte viel fraglicher und – wenn man die Wirren in den Zeiten des Zusammenbruchs bedenkt – die Nichtanerkennung Abchasiens zumindest einfach fraglich, denn nach welchen Regeln finden solche Abtrennungen eigentlich statt? Die territoriale Integrität der Sowjetunion, die sich wie schon erwähnt erst im Dezember 1991 auflöste, wurde damals zumindest nicht vom “Westen” (der ohnehin nur ein Sprachkonstrukt und keineswegs ein sich einiges “Gebilde” darstellt) verteidigt … genausowenig wie die territoriale Integrität Serbiens im Januar diesen Jahres nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo.
// Oliver