Da mir diese Zündelei gehörig auf den – pardon! – Sack geht, habe ich mich an die Redaktionen des ZDF sowie die Lausitzer Rundschau gewandt.
An’s ZDF
Betreff: Ist das heute-Journal noch Berichterstatter?
Sehr geehrte Damen und Herren,
am Samstag im heute-Journal leitete Claus Kleber die Sendung wie folgt ein:
Morgen wird ein Schicksalstag für die Ukrainer; mindestens auf der Krim. Ein Wahltag wird es nicht. Sie haben keine Wahl. Die Bevölkerung der strategisch wichtigen Halbinsel soll ja angeblich ja oder nein sagen dürfen zur Abtrennung von der Ukraine und Anschluß an Russland. Aber diese Option gibt es gar nicht. Der Stimmzettel bietet nur Anschluß sofort oder eine völlige Unabhängigkeit der Krim. Weiter wie bisher – Teil der Ukraine sein – ist nicht vorgesehen. Und damit ist der Ausgang morgen schon klar.
Mein Russisch ist sicher etwas rostig, aber selbst unter diesen Umständen läßt sich die zweite von Herrn Kleber behauptete Option (“völlige Unabhängigkeit der Krim”) nicht finden. Es handelt sich also milde gesagt um eine Falschübersetzung.
Offenbar wir hier darauf gesetzt, daß die zu informierenden Gebührenzahler nur in der Minderzahl des Russischen hinreichend mächtig sind um den gebührenfinanzierten Schwindel zu durchschauen?!
Frage 1:
Вы за воссоединение Крыма с Россией на правах субъекта Российской Федерации?
Meine Übersetzung:
Sind Sie für eine Wiedervereinigung der Krim mit Russland im Verhältnis eines Subjektes der russischen Föderation?
Frage 2:
Вы за восстановление действия Конституции Республики Крым 1992 года и за статус Крыма как части Украины?
Meine Übersetzung:
Sind Sie für die Wiederherstellung der Gültigkeit der Verfassung der Republik Krim von 1992 und für den Status der Krim als Teil der Ukraine?
Wie man dem entnehmen kann, daß keine Alternative zur Abspaltung von der Ukraine zur Option steht/stand, ist mir rätselhaft. Die zweite Option beinhaltet ganz klar “und für den Status der Krim als Teil der Ukraine”.
Zugegeben, es stand nicht die Wiederherstellung des Zustandes von vor der Krimkrise zur Wahl. Das kann eigentlich nur im Interesse der russischen Bevölkerungsmehrheit und der Krimtataren sein, da eine Wiederherstellung weitergehenden Autonomierechte von 1992 deren einseitige Beschneidung durch die Regierungen in Kiew rückgängig machen würde.
Lustigerweise zog man sich am Sonntag dann nach dem Fauxpas vom Samstag aus der Affäre, indem man ganz “diplomatisch” anmerkte, daß eben jene Wiederherstellung des Status quo von vor der Krise nicht vorgesehen war. Was aber nur bei genauem Hinhören aufgrund des Wortes “unverändert” zu verstehen war.
Im Hinblick auf die Krimbevölkerung meinte Herr Kleber:
[…] das konnte sie auch gar nicht anders; unverändert weiter zur Ukraine gehören stand nicht (ein)mal als Option auf dem Stimmzettel.
Damit wurde dem Zuschauer nach wie vor suggeriert, daß hier in jedem Fall eine Abspaltung von der Ukraine geplant war. Denn mit der Wortwahl in dem Satz fällt nur dem Zuschauer, der sich woanders informiert hat, überhaupt auf daß der Schlüssel zum Verständnis das Wort “unverändert” ist und nicht der Satzteil “weiter zur Ukraine gehören”.
Ein Armutszeugnis für den sogenannten öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der sich mehr und mehr zum Staatsfernsehen entwickelt als welches man bspw. die russischen Pendants so gern bezeichnet.
Grüße aus Reykjavík übersendet,
// Oliver Schneider
Antwort von der ZDF-Zuschauerredaktion
Betreff: Ist das heute-Journal noch Berichterstatter? (Ticket: DE02-744027)
Sehr geehrter Herr Schneider,
vielen Dank für Ihre E-Mail an das ZDF.
Ein außergewöhnliches Ereignis wie der politische Machtwechsel in der Ukraine und der Einmarsch russischer Truppen auf der Krim verlangt nach einer angemessenen Form der Berichterstattung, die aufwendiger und umfassender ist als bei anderen Ereignissen und über das gewohnte Maß hinausgeht. Diese Form der intensiven, durch Bilder begleiteten, aktuellen Berichterstattung wird auch erwartet und honoriert, wie das große Interesse der Zuschauer hierzulande zeigt.
In mehreren „spezial“-Sendungen hat das ZDF daher Kenner des Landes und politische Kommentatoren zu Wort kommen lassen, die politische Konsequenzen und Perspektiven für die Ukraine veranschaulicht haben. Nach dem Referendum auf der Krim, in dem offensichtlich eine klare Mehrheit der Bevölkerung für einen Anschluss an Russland gestimmt hat, werden wir die weitere politische Entwicklung mit besonderer Aufmerksamkeit begleiten.
Ihre Anmerkungen zu unserer Berichterstattung über die Ereignisse haben wir gerne den betreffenden Redaktionen mitgeteilt. Ihre Stellungnahme wird außerdem als Teil der Zuschauerresonanz festgehalten und trägt dazu bei, die weitere Programmarbeit des ZDF zu diskutieren und zu bereichern.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre ZDF-Zuschauerredaktion
An die LR
Betreff: Nur mal eine Frage
Sehr geehrte Damen und Herren, insbesondere Herr Krökel,
liegt es an der im Kern doch fehlenden Unabhängigkeit der LR oder doch eher an fehlenden Russischkenntnissen, daß sie in der Ausgabe vom 17. März 2014 behaupten:
Die Bürger der Krim hatten nicht einmal eine Wahl! Sie konnten nur Ja zur russischen Annexion sagen.
Was genau ist denn an den zur Abstimmung stehenden Möglichkeiten so mißverständlich?
Frage 1:
Вы за воссоединение Крыма с Россией на правах субъекта Российской Федерации?
Meine Übersetzung:
Sind Sie für eine Wiedervereinigung der Krim mit Russland im Verhältnis eines Subjektes der russischen Föderation?
Frage 2:
Вы за восстановление действия Конституции Республики Крым 1992 года и за статус Крыма как части Украины?
Meine Übersetzung:
Sind Sie für die Wiederherstellung der Gültigkeit der Verfassung der Republik Krim von 1992 und für den Status der Krim als Teil der Ukraine?
Wie man dem entnehmen kann, daß keine Alternative zur Abspaltung von der Ukraine zur Option stand, ist mir rätselhaft. Die zweite Option beinhaltet ganz klar “und für den Status der Krim als Teil der Ukraine”.
Zugegeben, es stand nicht die Wiederherstellung des Zustandes von vor der Krimkrise zur Wahl. Das kann eigentlich nur im Interesse der russischen Bevölkerungsmehrheit und der Krimtataren sein, da eine Wiederherstellung weitergehenden Autonomierechte von 1992 deren einseitige Beschneidung durch die Regierungen in Kiew rückgängig machen würde.
Aber freuen Sie sich. Mit dieser Art den “Berichterstattung” sind sie ja in guter Gesellschaft. Sogar Herr Kleber vom heute-Journal meinte am Samstag ganz unmißverständlich daß es für die Krimbewohner keine Alternative zum Ja gäbe.
Allerdings bleibt es eben in beiden Fällen eine dreiste Lüge.
Mit freundlichem Gruß aus Reykjavík,
// Oliver Schneider
Antwort von der LR
noch ausstehend
Aktualisierung 2014-04-12, noch immer keine Antwort der LR.
Aktualisierung 2017-03-20, eine Antwort gab es nie. Nach knapp drei Jahren erwarte ich auch keine mehr.
Die Antwort vom ZDF liest sich meiner Meinung nach wie eine Standardantwort, die alle bekommen, die Kritik an etwas äußern. Wobei in diesem speziellen Fall auch das ZDF mit dem Vorwurf konfrontiert sein dürfte, einseitig zu berichten.
Auf der Fahrt gestern in die Firma habe ich früh im DLF gehört, dass man sich dort auch mit der Kritik an der eigenen Berichterstattung beschäftigen wollte. Dem DLF ist auch vorgeworfen worden, ein “Hetzsender” zu sein.
Unter dem Aspekt würde ich die Antwort des ZDF verstehen.
Und mit Krökel kannst du auch direkt Kontakt aufnehmen (kroekel.com). Dort findest du auch seinen Text zur Ukraine, den die LR abgedruckt hat.
Das versuchen wir doch direkt mal am Abend 😉
Und ja, es kam mir auch wie eine Standardantwort vor.