Ich kann nicht behaupten Fan von Guttenberg zu sein, aber diese Vorverurteilungen und die Kampagne unter Bloggern gegen ihn ist schon irgendwie traurig und bedenklich.
Mir ist es eigentlich egal ob er nun abgeschrieben hat oder nicht. In etwa so egal wie der Doktortitel. Nicht egal ist mir das Führen von Adelsnamen in Deutschland, was meiner Meinung nach abgeschafft werden sollte. Nur: was hat das alles mit seiner Arbeit zu tun?
Wenn es um die Ausübung seines politischen Amtes geht und jemandem dort das eine oder andere nicht gefällt, könnte man doch eine sachorientierte Diskussion führen, oder? Wenn ich mich über die Politik der Kanzlerin aufrege dann doch nicht wegen ihrer hängenden Mundwinkel oder des vernarbten Gesichtes unseres Außenministers.
Ob jemand für ein Amt geeignet ist, hängt doch nicht davon ab ob er bei der Doktorarbeit woanders abgeschrieben hat.
Ich finde es befremdlich wie leicht sich die Bevölkerung doch von den eigentlichen Brennpunktthemen ablenken läßt. Wie war das noch mit dem Hartz-IV-Satz? Was ist mit dem Dioxin-Skandal? Was mit der Überschuldung der Kommunen? Was ist überhaupt mit all den Themen die vor jeder Wahl angeblich die entscheidenden sind und danach in der Versenkung verschwinden?
Manchmal scheint mir, die Aufmerksamkeitsökonomie (man könnte auch von Aufmerksamkeitsplanwirtschaft sprechen) nur deshalb funktionieren kann, weil die Mehrheit der Menschen auch heute noch danach lechzt den nächsten Übeltäter am Pranger oder am Galgen hängend zu sehen … nur daß die Pranger und Galgen heute scheinbar zivilisierter sind und wir uns deshalb auf die Schulter klopfen und wissend zunicken können. Denn wir sind ja aufgeklärt, informiert, immer in Verbindung miteinander. Uns kann doch keiner mehr etwas vormachen …
// Oliver
PS: siehe auch der TP-Artikel hier.
Wenn er tatsächlich abgeschrieben haben sollte und das von Gutachtern festgestellt worden ist, dann ist nach meiner Meinung der Doktorgrad ihm abzuerkennen. Aber was ändert das an seiner Kompetenz? Ich denke nichts. Nur sein Problem ist: das Saubermannimage ist beschädigt. Dass man im Leben für einen Fehler mehrmals bestraft wird ist gang ung gäbe. Da ist es nicht verwunderlich, wenn er von allen Seiten zum Rücktritt aufgerufen wird.
BTW: Ich wäre dafür, dass der Doktortitel nicht im Namen getragen werden dürfte. Weg mir Dr. von den Klingelschildern und raus mit ihm aus dem Personalausweis. Wer Dr. trägt ist nicht unbedingt Kompetent für die Stelle, die er/sie besetzt.
Und was den Adel angeht ist dieser meine meinung Nach nur noch dafür da, dass die Klatsch&Tratsch-Blätter Abnehmer für ihre Auflagen finden können. Zum Adel wird man geboren oder kauft ihn sich. Man ist dadurch nicht besser als andere…vielleicht im Gegenteil.
Du hast recht, das Saubermannimage kann dann dahin sein.
Mich stören vor allem die Vorverurteilungen. Das mit dem Rücktritt kotzt mich von daher immer an, weil heutzutage “Verantwortung übernehmen” (= Rücktritt) bedeutet, daß der entsprechende Politiker Anspruch auf eine fürstliche Pension hat und danach von Wirtschaftsunternehmen für seine Beziehungen umgarnt wird.
Zum Adel: mir wäre die Lösung die in Österreich seit knapp hundert Jahren gilt am liebsten.
Niemand anderes als die Wissenschaft selbst ist berechtigt eine Verurteilung zu sprechen. Die Regeln müssen eingehalten werden, auch was die Strafe betrifft. Es darf kein Unterschied gemacht werden, nur weil er Spitzenpolitiker ist und adelig. Das glaube ich aber auch nicht, dass es anders gemacht wird.
Aber ehrlich gesagt, wie kann Guttenberg noch vertraut werden, was die ganzen Probleme und Vertuschungen im Amt der Verteidigung angeht? Oder wie kann er noch als Richter in der die Gorch Fock -affäre oder der kürzlichen Freundbeschuss eines deutschen Soldaten? Sollte das Urteil gegen ihn gesprochen werden, wird er sich immer auch harte Kritik gefallen lassen müssen.
Guttenberg wollte sich als besonders kompetent und klug ausgeben, nun, das ist so oder so nach hinten losgegangen. Denn selbst, wenn er freigesprochen werden sollte, wird man sich daran erinnern…zumindest die Journalisten. Die Wähler haben normalerweise nicht so ein Langzeitgedächtnis.
muss ma meine 2 cents dazutun.
also mir isses ehrlich gesagt mehr als wurscht, ob der nu abgeschrieben hat oder nicht.
sicher is damit sein saubermannimage hin, aber ist es soo wichtig, ob er nun nen doktor hat oder nicht? ob er fachlich was drauf hat oder nicht, hängt doch nicht davon ab.
bisher hat er auf mich eher einen recht kundigen eindruck gemacht, obwohl mir sein sunnyboy-gehabe gehörig auf den zünder ging.
aber das ist eine persönliche antipathie. also zur seite damit.
die wähler juckt das doch eh nicht. in 2 wochen schreit kein hahn mehr danach.
schtief
Hmm, bei mir ist es ähnlich. Das Sunnyboy-Gehabe geht mir nach wie vor auf den Wecker. Aber ich kann nicht behaupten, daß ich seine fachliche Befähigung auch nur einschätzen kann. Aber er erschien mir jedenfalls relativ geradlinig im Gegensatz zu anderen Politikern.
Schön mal wieder von dir zu hören 😉