Ich kenne zwar auch Leute die öfter auf der Webseite eines vierbuchstabigen Preßorgans mit riesigen Überschriften unterwegs sind; die Anziehungskraft, auch in Anbetracht der feindseligen Einstellung von Springer gegenüber der Mehrheitsbevölkerung, kann ich aber nicht nachvollziehen. Boykottiert doch endlich das Preßorgan des Springerverlags … die produzieren eh hauptsächlich Scheiße. Was soll auch anderes beim Preßvorgang eines Preßorgans herauskommen 1.
Besagte Netzseite hat also seit kurzem einen Blockademechanismus gegen Inhaltsblocker eingeführt, wie Golem berichtete. Mithin ein Inhaltsblockerblocker. Nun begann jedoch eine Anwaltskanzlei im Auftrag des Preßorgans alle abzumahnen welche darüber informieren wie man diesen Inhaltsblockerblocker – im Wortlaut – “unlauter” umgeht. So auch einen Youtuber der ein Video erstellt hatte in dem er über diesen Sachverhalt aufklärte. Das Preßorgan und seine Anwaltskanzlei kommen mit einer bemerkenswert belustigenden Argumentation daher. Man bezieht sich dabei auf § 95a UrhG, welcher die Umgehung wirksamer technischer Maßnahmen zum Schutz eines nach UrhG geschützten Werkes verbietet. Wenn ich diese putzige Argumentation also korrekt verstehe, dann gehört weder mein Rechner, noch die Ressourcen auf dem Rechner oder auch der Browser und alles was damit zusammenhängt mir – sondern Springer, bzw. deren Preßorgan. Das müßte mir dann aber erst einmal ein Richter verklickern.
Ach ja und meine Privatsphäre gehört ja eh schon nicht mehr mir, informationelle Selbstbestimmung hin oder her. Natürlich lasse ich gern Springer und andere zwielichtige Firmen Programmcode auf meinem Rechner im Browser ausführen. Kein Problem, gerne doch! Der Suckerberg vom Fratzenbuch hat doch die Ende der Privatsphäre vor ein paar Jahren verkündet 2.
Niemand hält Springer und sein Preßorgan mit den vier riesigen Lettern davon ab serverseitig eine technisch wirksame Schutzmaßnahme zu ergreifen. Beispielsweise könnten die Damen und Herren einfach eine Möglichkeit einbauen bei der man sich anmelden muß bevor man Inhalte zu Gesicht bekommt. Oh, Sekunde … gibt’s ja schon und nennt sich “…. Plus”. Also müßte man eigentlich nur die komplette Scheiße auf der Webseite hinter diese Bezahlschranke stecken. Das hälfe auch ungemein der der Netzhygiene, weil damit die Hetzer des besagten Preßorgans endlich nur noch ihre Gülle an jene verteilen können die sich bewußt dafür entschieden haben Geld dafür zu berappen. Das aber will daß Preßorgan natürlich nicht, weil man um die Reichweite des herausgepreßten geistigen Dünnpfiffs besorgt ist.
Einerlei, es hält also niemanden Springer davon ab technisch wirksame Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Stattdessen zieht sich das Preßorgan vermittels seines Anwaltsbüros dummdreist auf den Standpunkt zurück das Herausfiltern von angebotenen Skripten, welche der Benutzer nach eigenem Ermessen filtern kann und sollte 3, stelle einen Verstoß gegen das UrhG dar. Eine bodenlose Dreistigkeit. Aber man sieht wieder einmal wie hier der sogenannte Rechtsstaat mithilfe von Abmahnungen ausgespielt wird bevor ein unter Umständen unparteiischer und wohlinformierter Richter ins Spiel kommt und eine Entscheidung fällen kann. Denn bekanntlich muß man Recht nicht nur haben sondern sich auch leisten können. Da ist ein Verlag vom Kaliber des hinter besagtem Preßorgan stehenden natürlich besser aufgestellt als der gemeine Plebs und besagter Youtuber. Und bei angeblichen 1800 € Anwaltskosten und einem angeblichen Streitwert von 50000 €, der an jene Mondstreitwerte der Filmabmahnindustrie erinnert, muß man sich nicht wundern wenn jemand der vermutlich nach Abzug von Lebenshaltungskosten deutlich weniger als besagten Streitwert im Monat drüber hat dann auch den Schwanz einzieht vor den Winkeladvokaten des Springerschen Preßorgans.
So leiden dann auch vorgebliche Grundrechte wie das auf freie Meinungsäußerung und informationelle Selbstbestimmung, da die besagten Abmahnungen von den Advokaten des Springerschen Preßorgans letztendlich nichts anderes als ein Knebel sind, mit welchem diejenigen welche sich ihr Recht im Rechtsstaat nicht leisten können den Mund stopfen ohne ihre wirtschaftliche Existenz aufs Spiel zu setzen.
Schöne neue Welt!
// Oliver
- frei zitiert nach Volker Pispers [↩]
- seltsamerweise hat er sich konsequenterweise die Nachbargrundstücke von seinem Hauptwohnsitz mit gesichert, vermutlich um dort Webcams zu installieren welche ihn von allen Seiten filmen und um dies dann entsprechend auf dem Fratzenbuch konsequent-transparent zu streamen?! [↩]
- da sie ja auch auf seinem Rechner ausgeführt würden [↩]