“Ich kann Kanzler!” soll eine kommende Sendung beim ZDF heißen. Während man mit der Idee, Politikverdrossenheit zu bekämpfen, durchaus noch zufrieden sein könnte, scheint das aus Kanada übernommene Konzept dann weniger mit Pluralismus und Demokratie zu tun zu haben als man vielleicht auf den ersten Blick meint. Es gibt nur einen Sieger. Würde Demokratie so funktionieren, gäbe es vermutlich nichtmal das Wort Koalition.
Insgesamt hat man meiner Meinung nach die Realität aber ganz gut getroffen: zuerst werden die Idealisten ausgesiebt und danach geht es dann in den Endspurt. Zu dem Zeitpunkt dürften sich bereits je nach vertretenem Standpunkt die verschiedenen Volksparteien alle Finger nach den Kandidaten lecken. Ausgesiebt wird aber vermutlich nicht nur nach Aussehen (immerhin hat man sich jungen Nachwuchs auf die Fahnen geschrieben), sondern vermutlich auch nach “political correctness” – also allen in den Medien akzeptablen Meinungen. Alle die unser aktuelles Gesellschaftssystem also nicht als den Stein der Weisen ansehen, dürften damit raus sein.
Das Aussieben passiert übrigens durch Juroren die es an nötigen Qualifikationen nicht mangeln lassen:
- ehem. Bürgermeister
- Fernsehmoderator
- Komödiantin oder wahlweise Schauspielerin, wobei letzteres in der großen Politik sicher mehr Punkte bringt
Ich frage mich warum das ZDF keine Altkanzler für die Sendung anwerben konnten … in Kanada scheint dies jedenfalls (dort Premierminister) geklappt zu haben. Vermutlich hat ihnen Helmut Schmidt gleich mal was von Visionen und Doktor erzählt? Die endgültige Entscheidung über Wohl und Wehe der Kandidaten hat dann angeblich der Zuschauer am Telefon. Laßt mich raten: 49 Cent pro Anruf aus dem Festnetz? Demokratie pur halt! …
Allerdings würde ich als weiteren Juroren einen Kabarettkünstler (bspw. Volker Pispers) oder auch einen Karikaturisten vorschlagen. Die können am besten beurteilen ob “das Rohmaterial” vor ihnen was taugt … 😆
// Oliver