Rauchverbot, wie unfair …

Aktuell wird ja immer öfter über das Rauchverbot gesprochen. Die Geschichte wird dann gern mit Verbraucherschutz verknüpft und sogleich hört man die Gastwirte unseres Landes unter den verbalen Peitschenhieben der Verbraucherschützer aufjaulen.

Ja, es ist schon ein schweres Leben so als Raucher, wenn man von allen anderen diskriminiert wird. Keiner hat die Raucher mehr lieb, wie schrecklich. Während sich die Diskussion um ein Rauchverbot in Deutschlands Kneipen und Restaurants noch entwickelte, weilte ich noch in Schweden. Das ist dieses fortschrittliche Land nördlich von uns, dessen Nationalfarben gelb und blau sind (weshalb es bei Fußballspielen schonmal zu Problemen zwischen ukrainischen und schwedischen Fans kommen soll) und in dem es, na wer rät’s? … ein Rauchverbot in Gasthäusern gibt.

Als Nichtraucher war ich davon natürlich direkt begeistert und habe seit langem mal wieder einigermaßen regelmäßig Gasthäuser besucht, die ich in Deutschland gerade wegen der ach so toleranten Tabakvernichter meide. Einen Nachteil haben Gasthäuser in Schweden allerdings: Alkohol ist dort so teuer, daß man auch ohne Zigarette sein Bierchen nicht sonderlich gemütlich trinken kann, ohne bei jedem Schluck nachzurechnen wie teuer der einen jetzt kam. Das wurde aber durch ein “schwedisches Gehalt” wieder einigermaßen ausgeglichen 😉

Zurück in Deutschland – das ist dieses rückständige Land etwas südlich von Schweden ohne Rauchverbot – darf man sich dann das Genörgele der Gastwirte anhören, die es zwar für möglich und wahrscheinlich halten, daß die ganzen Raucher auf Gaststättenbesuche verzichten, die aber nicht daran denken, daß sie vielleicht Kundschaft aufgrund des Rauchverbots hinzugewinnen könnten. Es ist in anderen europäischen Ländern mit Rauchverbot nachgewiesen worden, daß sich die Anzahl der Gäste erhöht und daß die Raucher trotz Rauchverbots in die Kneipen gehen. Besonders interessant ist das in Ländern wie Großbritannien, wo man ja schon diesen Stereotyp vom britischen Pubgänger vor Augen hat.

Und weil sich die Raucher diskriminiert fühlen, werde ich sie bedauern wenn ich mal wieder Zeit habe (z.B. bei wichtigen Sitzungen auf dem Klo). Es ist wundervoll in einem Land zu leben in dem die Bedeutung von “Toleranz” in ihr ganzes Gegenteil verkehrt wird, weil ich als Nichtraucher den Gestank, Qualm und die Gesundheitsgefährdung nicht ertragen will und deshalb als intolerant gelte, während der Raucher tolerant ist, wenn er seine Fluppe mal erst fünf Minuten nachdem ich mit dem Essen fertig bin ansteckt um die Belästigung nur ein wenig zeitversetzt doch noch zu beginnen. Wahrscheinlicher – weil erlebt – sind Szenarien in denen man, weil es dort so gut schmeckt, in eine Kneipe geht und noch während man sein Essen genüßlich verspeist von irgendeiner Seite angepafft wird – lecker! Inzwischen gibt es zum Glück in besagter Kneipe einen (meist überfüllten!) Nichtraucherbereich. Von 40% Nichtraucherplätzen kann da keine Rede sein.

Also ich schlage als Alternative zum Rauchverbot vor, daß wir das folgendermaßen handhaben: Nichtraucher dürfen den Rauchern in öffentlichen Räumen, wie z.B. Gaststätten, einfach eine reinhauen. Von den gesundheitlichen und sozialen Folgen kommt das zwar noch lange nicht an die Belästigung heran, die mir umgekehrt als Nichtraucher entstehen, aber es wäre vielleicht ein Anfang um langfristig um “Verständnis” für ein Rauchverbot zu werben?! :mrgreen:

// Oliver

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2 Responses to Rauchverbot, wie unfair …

  1. Darmstädter says:

    Die Luftwaffe und die Deutsche Post hatten das Rauchen am Arbeitsplatz bereits 1938 verboten, nun wurde es auch an vielen anderen Arbeitsplätzen, in Amtszimmern, Spitälern und Erho-lungsheimen untersagt. 1939 verbot die NSDAP jeden Nikotin-genuss in ihren Parteigebäuden, Himmler verfügte darüber hin-aus, dass uniformierte Polizei- und SS-Offiziere im Dienst nicht mehr rauchen durften. 1941 folgten Rauchverbote in Straßen-bahnen und Luftschutzkellern (obwohl es dort separate Rau-cherräume gab), 1944 in allen Stadtbahnen und Bussen. Letzte-res geht auf eine Initiative Hitlers zurück, der eine Gefährdung der jungen Schaffnerinnen durch die Folgen des Passivrau-chens fürchtete. Bereits seit Juli 43 durften sich Raucher unter 18 in der Öffentlichkeit nicht mehr erwischen lassen. Soldaten erhielten zwar weiterhin Tabakrationen (6 Zigaretten pro Mann und Tag), aber auf Anordnung Hitlers sollten sie beim Empfang der Zigaretten vor den gesundheitlichen Schäden gewarnt wer-den. Nichtraucher und weibliche Wehrmachtsangehörige erhiel-ten anstelle von Zigaretten Schokolade oder Obst.

    Wirklich tolle Gesellschaft und Tradition!!!!
    Hat Eva Hermann also doch recht mit der Behauptung es sei ja schließlich nicht alles schlecht gewesen!?

  2. Oliver says:

    Wäre alles schlecht gewesen, wären nicht so viele Leute eingelullt gewesen und wären Hitler gefolgt. Das Problem ist wohl vielmehr, daß Frau Hermann das undifferenziert von sich gegeben hat. Und etwas befremdlich finde ich es ehrlich gesagt schon, daß sie damit gutheißt wie Frauen in der Nazizeit gesehen wurden.

    Zu dem Rauchverbot in der Nazizeit würden mich mal die Quellen interessieren. Hatte ich noch nie davon gehört. Gibt’s da irgendwo Bücher oder auch Onlinequellen zum Thema?

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