Re: Semesterticket der BTU Cottbus

Vor dreieinhalb Jahren hatte ich mich schonmal zum Thema Semesterticket an der BTU Cottbus geäußert. Damals war gerade frei nach dem demokratischen Motto: “solange abstimmen bis das Ergebnis stimmt” das “semtix” eingeführt worden. Heute bin ich durch Zufall mal wieder auf alte Mails aus dem November 2004 (also nochmal zwei Jahre vor diesem ersten Beitrag) gestoßen. Daher möchte ich noch ein paar Zitate aus der Emailkonversation von damals zum besten geben.

Übrigens haben es damals weder die Schreiberlinge von StuRa noch von StuPa für nötig befunden ihre Namen zu nennen. Es handelte sich damals um die zweite Abstimmung, nachdem die erste erst kurz zuvor gegen das “semtix” ausging.

Betreff: Bzgl. “Semtix”: StuRa zu feige zur öffentlichen Diskussion?

Ich vermisse auf der semtix-Subdomain ein Diskussionsforum oder eine Subdomain zum Thema. Wenn schon versucht wird dem Semesterticket den “solidarischen” Anstrich zu geben, solltet ihr auch alle Seiten des Semestertickets zeigen.

Schonmal versucht mit dem Zug oder Bus (meinetwegen auch kombiniert) von Forst (Stadtteil Keune) nach Cottbus (an die BTU) zu kommen? Viel Erfolg dabei. Aber man sagt ja: “was lange währt wird endlich gut” … Und viel Erfolg auch bei der Suche nach einem Verkehrsmittel nachts ab 23:00 bis 2:00 (ja, ich arbeite ganz uneigennützig und ganz ohne Lohn als Administrator im PC-Pool von ERM und soll nun auch noch dafür zusätzlich finanziell bestraft werden – mit einem Zwangs-Semesterticket).

Das gebe ich auch gern ganz offiziell zu Protokoll. Und da ich weiß, daß ich nicht der einzige mit diesem Problem bin und auch andere (nämlich viele aus dem “näheren” Umfeld von Cottbus) die Vergnügungslust einiger Studenten (zB Berlin-Fahrten am Wochenende etc pp) mitbezahlen sollen werde ich mich natürlich äußerst “demokratisch” (Zwangsabgaben ohne Wahlmöglichkeit sind auch mit diesem Anstrich NIE demokratisch!) zur abermaligen Urabstimmung begeben in dem Wissen, daß meine Interessen sowieso in der Minorität untergehen.

Hoch lebe die Solidarität!

Die Tatsache, daß der StuRa Partei ergreift und diese unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu verkaufen versucht ist eine Frechheit und hat tatsächlich nichts mit Demokratie zu tun. Aber da man das bereits aus dem Rest des öffentlichen Lebens als Bürger dieses Staates gewohnt ist, überrascht es nicht wirklich. Die befremdende Parteinahme des StuRa (und zeitweise des StuPa) gleicht fatal und überbietet gekonnt die Entscheidungen des EU-Rates und der -Kommission zu Themen wie Softwarepatenten und Weitergabe von Flugpassagierdaten an die USA – oder eben auch Zugeständnisse in Sachen GPS-Pendant “Galileo”.

MfG,

Oliver

Daraufhin kam folgende (anonyme) Antwort:

Hallo Oliver,

der Studierendenrat darf sich mit der politischen Meinungsbildung nicht beschäftigen. Daher können wir auch nicht versuchen irgendwelche Diskussionsforen zu fördern. Das Studierendenparlament hat beschlossen, dass das Studierendenparlament und der Studierendenrat als Organe der Studierendenschaft bis zum Ende der Urabstimmung keine wertenden Aussagen machen.

Vielen Dank für dein Interesse.

Mit freundlichen Grüßen

Studierendenrat der BTU

Woraufhin ich schrieb:

Hallo “Studierendenrat der BTU”,

Das sieht aber auf den “Werbe”-Blättern, die überall verteilt sind, anders aus. Hat sich da etwa ein Trittbrettfahrer erlaubt dem StuRa zu unterstellen er wäre nicht neutral? In der Mensa, auf der Webseite usw. überall wurde für die Zustimmung zum Semesterticket, nicht nur für den Wahlgang (und also rege Wahlbeteiligung) geworben.

Vielleicht entschließt man sich ja bei StuPa und StuRa, die ja auch mich vertreten sollen, noch zu einer Nachbereitung. Der Hinweis zur Generalversammlung jedenfalls war auf der Werbung in der Mensa nicht
vertreten. Wirklich wahrgenommen habe ich Hinweise erst *nach* der Veranstaltung selbst.
Kann man das Protokoll dieser Versammlung einsehen? Ein ausländischer Mitstudent, ebenfalls Semtix-Gegner, hat Interesse angemeldet und mich gebeten dies in Erfahrung zu bringen.

MfG,

Oliver

Und das Letzte (huch, ein Wortspiel ;)) was ich von denen hörte war dann:

Lieber Student,

ich werde deine Nachricht an das Präsidium des Studierendenparlaments
weiterleiten. Hoffentlich du erhälst eine Antwort vom Präsidium.

MfG

StuRa

(Die Fehler sind buchstabengetreu übernommen)

Übrigens, diese Abstimmung ging dann wiederum gegen das “semtix” aus. Verdammt noch eins. Aber dank Demokratie (und so) hatte man sich 2006 nach knapp zweijähriger Pause entschlossen weiter abzustimmen. Schließlich hatte das Ergebnis ja zweimal nicht gestimmt. Ach ja … es gab da noch einen kleinen Haken. Nach der Einführung war’s aus mit der Demokratie, weil dann ja ein bindender Vertrag mit dem VBB bestand der gewissen Fristregelungen unterlag. Ein Ausstieg war also anders als der Einstieg ins “semtix” mal gleich ausgeschlossen. Putzig. Immer wieder schön darüber nachzudenken. Aber ich schwelge schon wieder in Erinnerungen :mrgreen:

// Oliver

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3 Responses to Re: Semesterticket der BTU Cottbus

  1. usl says:

    “Abstimmen bis das Ergebnis stimmt” gibt es auch in Leipzig. Da wurde im September 2023 noch abgestimmt, dass ein Semester-Deutschlandticket eingeführt werden k
    önnte, wenn es eine deutliche Preisersparnis bietet und bestehende Zusatzleistungen erhalten bleiben. Drei Monate später wurde dann ein Ticket mit geringfügiger bis keiner (je nach persönlichen Umständen) Preisersparnis durchgewunken, und ohne die zuvor bestehenden Zusatzleistungen.

  2. usl says:

    “Abstimmen bis das Ergebnis stimmt” gibt es auch in Leipzig. Da wurde im September 2023 noch abgestimmt, dass ein Semester-Deutschlandticket eingeführt werden könnte, wenn es eine deutliche Preisersparnis bietet und bestehende Zusatzleistungen erhalten bleiben. Drei Monate später wurde dann ein Ticket mit geringfügiger bis keiner (je nach persönlichen Umständen) Preisersparnis durchgewunken, und ohne die zuvor bestehenden Zusatzleistungen.

  3. Oliver says:

    Ich sehe, die demokratische Entscheidungsfindung hat sich in all den Jahren ganz toll weiterentwickelt … wäre es nicht so traurig, man könnte lachen.

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