Im Sommer gibt es seit einigen Jahren etwas, was mich maßlos aufregt, aber beginnen wir am Anfang.
Als einer derjenigen Ossis, die vom hypermodernen Glasfasernetz gesegnet sind und deshalb noch auf DSL verzichten dürfen, weil das ach so moderne DSL auf Kupferkabeln aufsetzt, darf ich ein Modem benutzen. ISDN gibt’s wo ich wohne erst ab (frühestens!) März 2008 laut Aussage von “T-Com”. Kabelbündelung ist also schonmal nicht drin, ISDN-Geschwindigkeit auch nicht, ganz zu schweigen vom Telefonieren während ein anderer online ist. Alles Pustekuchen. Man könnte vielleicht eine Funkbrücke in die Innenstadt legen, wenn man dort jemanden kennen würde, der DSL zu teilen bereit wäre und entsprechend die Kosten für diesen Aufbau tragen würde. Wie das kommt? Nun ja, in der Innenstadt wurde letztendlich Kupferkabel nachverlegt – auch ein Weg diverse Mittel (vielleicht auch den Soli-Beitrag?) zu verschleudern. Ich surfe also mit Modem.
Nun ist es so, daß wir vor ca. 2 Jahren schonmal bei Internet-By-Call bei Minutenpreisen von ~0,2 Cent/Minute waren. Ohne Anmeldung, wohlgemerkt. Preislich nimmt sich mit und ohne Anmeldung leider nichts, so daß man da auch keinen Boden gutmachen kann. Abgesehen davon, daß diese Preise allgemein wieder angezogen haben, man also von den ehemaligen Preisen nur träumen kann, steigen die Preise im Sommer (meist ca. Juli bis inkl. September) stark an, so daß wir uns tagsüber zwischen 0,45-0,48 Cent/Minute und nachts bei 0,50 Cent/Minute bewegen – unteres Limit, wohlgemerkt.
Da sich ja unser Staat auf die Fahnen geschrieben hat, Bürger ins Netz zu bringen und ja inzwischen auch diverse E-Government-Angebote parat hat, mutet es eigenartig an, daß es im Bereich des Internet-By-Call offenbar keine Regulierung der Preise gibt. Rechnen wir mal nach …
Durchschnittlich 30 Tage im Monat mit je 24 Stunden á 60 Minuten macht 43200 Minuten im durchschnittlichen Monat. Bei einem Minutenpreis von mindestens 0,45 Cent sind wir bei 19440 Cent oder glatten 194,40 EUR. Das wäre also der Preis dafür, daß man täglich 24 Stunden online sein darf. Aber weiter im Text. Bei einem 56k-Modem, habe ich eine maximale Datenrate von 5 kB/s, was allerdings schon Freudentänze hervorruft, also sehr optimistisch geschätzt ist. Nähmen wir dies als durchschnittliche Datenrate an. Der 43200-Minuten-Monat hat 2592000 Sekunden (~2,5 Millionen Sekunden), womit ich bei 5 kB/s rund 12,3 GB gesamt herunterladen können müßte. Die Tarifwechsel und dadurch hervorgerufenen Offline-Zeiten lassen wir für die Betrachtung mal außen vor.
Vergleichen wir das mal spontan mit einem DSL-Anschluß mit 1 MBit/s Downstream (was heutzutage schon von dem einen oder anderen belächelt würde). 1 MBit/s in kB/s umgerechnet wären nach Adam Riese und Eva Klein 128 kB/s, das ist also rund 25mal schneller als mit meinem Modem und so ziemlich die unterste Grenze bei DSL. Damit könnte man im Monat also ~316,4 GB (ja, Gigabyte) runterladen. Das Verhältnis entspricht natürlich dem der Transferraten von Modem zu 1-Mbit-DSL. Da einem bei dieser Bandbreitennutzung der Provider in den meisten Fällen kündigen wird, gehen wir mal von dem humaneren Wert aus, der beim Modem ohnehin das Maximum darstellt, also ~12 GB. Das hätte ein DSL-Benutzer mit besagtem Anschluß in einem reichlichen Tag heruntergeladen, einer Zeit für die ich mindestens 24×60×0,0045 EUR bezahle, also mindestens 6,50 EUR. Für das Doppelte dieser Summe bekommt man aber schon eine DSL-Flatrate (auch bei den Modemkosten habe ich die Telefonanschlußgebühr weggelassen) besagten Kalibers und braucht sich über die Onlinezeit keine Gedanken mehr machen. Wo ist denn da bitte die Verhältnismäßigkeit?
Für das Jahr 2006 finde ich das ziemlich lächerlich, aber ihr Leser findet ja den frühesten Termin für ISDN bei mir sicher auch lächerlich. Ich freue mich jedenfalls bei moderatem Internetgebrauch über monatliche Kosten, die zwischen den Kosten für eine oder zwei DSL-Flatrates liegen. Schön, daß die Regulierungsbehörde scheinbar nur für Breitband zuständig zeichnet …
// Oliver