Daß die Hingabe eines Benutzers zu einem bestimmten Browser oft religiöse Züge annehmen kann, ist hinreichend aus diversen Foren bekannt. Um so wichtiger wäre es, wenn Webseitenbetreiber genau diese Tatsache dadurch würdigen würden, daß sie auf Standards setzen und für defekte Browser (Internet Explorer vor der finalen Version 7, alte Netscape-Versionen) extra Browserweichen setzen, die es dem veralteten Browser ermöglichen auch mit seinen beschränkten Funktionen die Seite korrekt oder halbwegs korrekt anzuzeigen.
Inzwischen glaubte man ja auch, daß es beim letzten Webdesigner angekommen wäre, daß Design und Kompatibilität mit Standards kein Widerspruch sind. Nicht so bei den GMX-Webdesignern. Da bekam ich doch heute in einer Mail vom GMX-Support folgenden Satz zu lesen:
GMX setzt mit dem neuen Portal auf ein modernes Webdesign.
Zur korrekten Anzeige benötigen Sie somit auch einen aktuellen Browser, der diese Programmierung umsetzen und optimal darstellen kann.
Wenn wir mal solche Kleinlichkeiten außen vor lassen, wie die, daß es sich bei Webdesign eben nicht um Programmierung handelt, allerhöchstens bei den Javascript- und Java-Elementen, mutet der Satz doch reichlich seltsam an, wenn man bedenkt, daß ich aktuell mit Opera 9.0 unterwegs bin. Dies ist die derzeit aktuellste Browserversion, die es aus dem Quartett Firefox, Internet Explorer, Safari und Opera gibt. Es ist also doch noch nicht angekommen, bei den GMX-Webdesignern …
Aber blicken wir doch etwas zurück. Seit Jahren bin ich Kunde bei GMX und zahle auch immer fleißig die monatliche Gebühr. Seit Jahren benutze ich Opera für den Besuch der GMX-Seite. Immer problemlos (seit Version 5.12). Seit einigen Wochen (zu dem Zeitpunkt benutzte ich noch Opera 8.51), funktioniert dies aber eben nicht mehr problemlos. Na, erraten? Genau! GMX hat – mal wieder – “das Design” angepaßt. Wer sich schonmal in großen Supermärkten geärgert hat, wenn die dreijährliche Umräumaktion alles vom gewohnten Platz an einen total “unintuitiven” Platz verschoben hat, wird mich verstehen können, denn bei GMX tritt dieses Problem nicht nur alle drei Jahre auf. Außerdem bin ich täglich auf der GMX-Seite, nicht aber im Supermarkt.
Die letzte große Änderung, über welche ich mich ärgern durfte, war, daß die Navigation auf der linken Seite komplett umgekrempelt wurde, und die einzelnen Mailordner aus der Navigation verbannt wurden. Damit durfte man zweimal mehr klicken, um zum gewünschten Ordner zu kommen. Vielleicht entsinnt sich noch der ein oder andere – zuvor waren in der Übersicht einige der Ordner aufgelistet, in denen neue Mails waren. Intuitiv, benutzbar, gut. Also wird’s abgeschafft. Ist ja klar.
In den ersten Tagen nach der Umstellung, wurde man – total “intuitiv” – immer zum Posteingang geleitet, obwohl man einen anderen Ordner eigentlich zuerst hätte nachschauen wollen. Das dürfte dann auch so ziemlich die einzige Änderung sein, bei der eine Beschwerde meinerseits – könnte man zumindest mutmaßen – gefruchtet hat. Inzwischen wird man nämlich zur “Ordnerübersicht” geleitet, wenn Mails in verschiedenen Ordnern angekommen sind. Sind nur Mails in einem Ordner angekommen, wird man zu diesem geleitet (“Spamverdacht” zählt nicht). So kann man es wieder halbwegs benutzen, es reicht aber nicht an die vorherige Produktivität heran.
Aber die für mich schlimmste Änderung ist eigentlich die hirnrissige Bezeichnung der Webseiten. Auf jeder einzelnen Webseite, egal wo innerhalb der Mailbox man sich befindet, sieht man [GMX] GMX – Mein GMX. Wobei das “GMX” in eckigen Klammern das Favicon symbolisieren soll. Als ob ich nicht allein durch das Favicon schon wüßte, auf welcher Seite ich mich befinde. Ich lese also bei jeder einzelnen Seite dreimal “GMX”. Das nenne ich Mehrwert. Offensichtlich sind die GMX-Webdesigner – wie jeder durchschnittliche Noob – mit dem Internet-Explorer unterwegs und wissen daher nicht um die Bedeutung des Begriffs “Tabbed Browsing”. Schade. Denn würde ihnen das mal jemand beibringen, würden sie vielleicht nicht nur produktiver arbeiten, sondern auch noch mehr Spaß dabei haben. Jedenfalls kann es dank dieser Genieleistung “schon mal” passieren, daß man in seinem Browser ein Dutzend Seiten mit dem Titel [GMX] GMX – Mein GMX geöffnet hat. Wie gesagt, Mehrwert pur. Aber auch dafür haben die Webdesigner mit der letzten großen Aktualisierung eine Lösung gefunden: Tabbed Browsing wird einfach (halbwegs) verhindert. Fortschritt wie er in den geflügelten Worten damals bei uns in der DDR zum Ausdruck kam: zwei Schritt zurück, einen Schritt vor. Bravo!
Es ist nun so, daß ich im aktuellen modernen GMX-Design ein paar klitzekleine Problemchen habe:
- Ständig bekomme ich “unbekannte Fehler gemeldet”
- Öfter auch mal Fehler im Zahlenbereich zwischen 30000 und 50000
- Tabbed Browsing ist zum Krampf geworden, weil man immer öfter Probleme hat, wenn man mehrere Seiten gleichzeitig lädt
- Wenn man gerade im Spamverdacht versucht die “Spreu vom Weizen” zu trennen, sollte zwischendurch keine neue Spammail eintreffen – etwas worauf man ja sooo viel Einfluß hat – denn in diesem Fall wird die Ausführung der Aktion (z.B. Verschieben der guten Mails in einen entsprechenden Ordner) mit einem Fehler (s.o.) quittiert und man darf nochmal von vorn beginnen. Bei täglich meist knapp 100 Mails im Spamverdachtsordner ist auch das inzwischen ein Krampf
- Seiten müssen manchmal zwischen zwei und fünf Malen neu geladen werden, damit statt der lapidaren Fehlermeldung auch mal der Inhalt zu sehen ist
Auf meine Beschwerden kamen dann immer nur Standardantworten, die Opera – den, nicht nur in der Werbung, besten Browser der Welt – ausklammerten oder auf andere “Alternativen” verwiesen. Vielleicht sollte man bei Alternativen nochmal über die Bedeutung des Wortes nachdenken, denn auf einen Browser umzusteigen, wo ich mir wie ein verhinderter 90er-Jahre-Surfer vorkomme, kommt für mich nicht in Frage! Opera funktionierte die ganze Zeit mit GMX (~5 Jahre). Wenn Opera immer weiter entwickelt wurde und immer kompatibler mit Standards geworden ist, was darf man dann vom GMX-Portal sagen? Zumindest nicht das gleiche …
Zum aktuellen Design von GMX fällt mir direkt das Schlagwort der DRM-Gegner ein: “defective by design” … und auf Deutsch könnte man weiterreimen … “genauso muß es sein”. Na dann Mahlzeit
Abschließen möchte ich den Ausflug zu GMX mit meiner Antwort auf den heutigen Brief. Kursiv sind die zitierten Teile der Email vom Support, fett sind meine Antworten.
<Anrede>,
GMX setzt mit dem neuen Portal auf ein modernes Webdesign.
Zur korrekten Anzeige benötigen Sie somit auch einen aktuellen Browser, der diese Programmierung umsetzen und optimal darstellen kann.
Soso. Vielleicht haben Sie – bzw. Ihre Designer – ja auch schon etwas vom BIENE-Award (Stichwort: barriere-freies Internet) und anderen Dingen gehört und vielleicht sogar von der Tatsache, daß sich dieses Design nicht mit der Befolgung der Standards im Web (und ich spreche von denen des W3C) beißen muß.Das neue Portal ist mit dem Netscape Browser unter MacOS 9 in der Version 7.02 nutzbar, einen kostenlosen Download finden Sie unter
ftp.netscape.com/pub/netscape7/german/7.02/mac/macos8/Netscape-mac-stub.bin
Mac habe ich nicht. Abgesehen davon ist Netscape 7.02 auch schon veraltet, wenn man sich mal überlegt, daß es schon Jahre zurückliegt, daß Netscape vom Markt “verschwand”.
Safari, Internet Explorer für Mac usw. bleiben also außen vor? Vielleicht liegt’s daran, daß der Internet Explorer für den Mac um Längen besser ist/war und damit von GMX nicht unterstützt werden kann?Unter Windows können Sie mit dem Internet Explorer ab der Version 5.5 unser Portal bedienen. Den aktuellen kostenlosen Download finden Sie unter
http://www.microsoft.com/downloads/search.aspx?displaylang=de
Die aktuelle Version vom Internet Explorer ist 6.0 und selbst dieser, wie Sie es nennen “aktuelle Browser”, ist schon ~5 Jahre alt, hat zahlreiche (ungepatchte) Sicherheitslücken, kennt weder CSS2 noch hält sich an Standards und hat ein total versautes Boxenmodell (fragen Sie Ihre Designer mal! oder schauen Sie hier http://en.wikipedia.org/wiki/Internet_Explorer_box_model_bug ).
Opera hingegen, hält sich an die Standards, Version 9.0 beherscht komplett CSS2 (und damit auch CSS1), ist um ein vielfaches schneller, intuitiver (Tabbed Browsing), moderner, stabiler, aktueller, weniger fehlerbehaftet, weniger Sicherheitslücken (bspw. kein ActiveX und tiefe Integration ins System) und beherrscht moderne Features (Mausgesten).Ich kann nichts dafür, daß das GMX-Management bei dem “modernen Design” (auf 1280×800 ist ca. die Hälfte – rechts – blauer Hintergrund) mal eben die Funktionalität vergessen hat. Und die hat auch etwas mit Browserkompatibilität (auch Opera, ja) und Benutzbarkeit (auch Tabbed Browsing erlauben) zu tun.
Wissen Sie, ich habe seit mehreren Jahren mit IT-Security zu tun, bin seit langem Webmaster und Netzwerkadmin, Reverse Engineer, Softwareentwickler – und GMX hat in dieser ganzen Zeit wunderbar mit meinem Opera-Browser funktioniert. Wieso tut er das jetzt nicht mehr. Das Vorschieben eines “aktuellen Browsers” kann’s nicht sein, weil – wenn ich mich nicht irre – Opera, aus dem Trio IE, FF, Opera, derzeit die aktuellste Software zur Verfügung stellt. Beantworten Sie mir doch einfach mal *diese* Frage, schließlich bin ich ja nicht erst seit gestern GMX-Kunde.
Übrigens, (mind.) einen Beitrag zu diesem Thema in meinem Blog werde ich mir wohl nach dieser Pointe mit dem “aktuellen Browser” nicht verkneifen können. Übrigens: mit IE 5.5 dürften wir bei einem Alter von ~6-8 Jahren sein. Das nennen Sie modern? … im Internet? … wo alles schon nach mind. fünf Jahren bereits zweimal wieder auf den Kopf gestellt wurde und überholt ist?
Ach ja, der Unterschied zwischen IE 5.5 und 6.0 in Sachen Sicherheitslücken, Standardeinhaltung und so weiter, ist auch nicht so gravierend, daß man darüber überhaupt diskutieren müßte.
Ausserdem können Sie unter Windows den Browser von Netscape in der Version 7.2 oder den Mozilla 1.7 und andere aktuelle Browser nutzen.
Wie wäre es denn mal mit dem Prädikat: “Kompatibel mit jedem modernen Browser” … dann fiele zwar sowohl Ihr IE 5.5, als auch Netscape 7.x weg, aber wen stört’s. Die sind veraltet, benutzen veraltete Technik, halten sich beide nicht ausreichend an die Standards – die der Opera wunderbar versteht – und haben ausreichend ungepatchte Sicherheitslücken.Hier mal ein Zitat in Sachen Opera-Kompatibilität:
“Common compatibility problems are caused by websites not following standards, or using outdated methods for detecting the browser being used. Websites are sometimes tested only with Internet Explorer, and fail to work correctly with other browsers”
Also ich würde Sie nochmal bitten Ihre Firmenpolitik zu überdenken, denn Sie sperren damit von vornherein Leute aus, die einen der wirklich modernen und aktuellen Browser benutzen. Und Design eben nichts ohne Funktionalität.
Ein paar Links:
http://en.wikipedia.org/wiki/Acid2
http://en.wikipedia.org/wiki/Mozilla_Firefox
http://en.wikipedia.org/wiki/Opera_(web_browser)Schauen Sie sich bitte insbesondere die Themen “Support for software standards”, “Compatibility” und “Standards” an.
Ich werde jedenfalls nicht wegen *einer* Seite – und sei es der Mailservice für den ich schon seit Jahren zahle – auf einen modernen, flexiblen, schnellen Browser verzichten, der soviele Features hat, daß Firefox-Anhänger nur erblassen können, selbst wenn sie ihren Firefox mit dutzenden “Extensions” aufgepeppt haben.
Mit freundlichen Grüßen,
Oliver Schneider
Nein, der Schuldige ist nicht der Browser der die Seite nicht versteht, sondern die Seite, die eine so schlechte Aussprache hat oder die Standardsprache nicht kann … 😉 … ob ich den Damen und Herren von GMX mal sagen sollte, daß man sich sogar die MS-Webseite mit Opera anschauen kann?
Selbstverständlich wird an dieser Stelle auch berichtet werden, wenn sich mal – unerwartet – eine Änderung der Benutzbarkeit zum Guten vollziehen sollte. Das aktuelle Fazit, jedenfalls, kann nur lauten, daß nach der Definition von GMX “modernes Webdesign” mit einer Einschränkung der Benutzbarkeit einhergeht und sich nur mit bestimmten – insbesondere den defekten – Browsern verträgt …
… da bleibt nur Abwarten und Tee trinken, bis sich (vielleicht) etwas ändert. Übrigens, ist ja nicht so, daß ich mir die Zeit zur Einrichtung nicht nehmen würde, aber es gibt eben keine Möglichkeiten die oben genannten Unannehmlichkeiten “wegzukonfigurieren” …
// Oliver
Pingback: Offener Brief an GMX - Betrifft: moderne Browser (nochmal) at Assa’s blog
oach, das geht schon 1 Jahr? mir fällt es erst in den letzten wochen verstärkt auf:
emails können teilweise nicht mehr geöffnet werden, es kommt eine fehlermeldung, dass ich zulange nicht aktiv war. ist aber quatsch, und wenn ich links auf posteingang klicke, kommt dieser auch wieder.
außerdem kann man zwar das neue GMX Mail 2007 durch “als Firefox ausgeben” starten, aber zu gebrauchen ist es nicht. es fährt sich ständig fest.
leider scheint es bei GMX wirklich niemanden zu interessieren, dass es noch andere browser gibt.
schönen gruß, mario
Jungs – Ihr habt völlig recht – ich hab auch nur Schwierigkeiten . . . .
Kann ich irgendwie wieder an das alte Design kommen????
Hat jemand darauf eine Antwort?
Wär´echt spitze!
Vielen Dank und liebe Grüße, Petra